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Wasserkraftnutzung in der Antweiler Mühle einst und heute.

Seit mehreren Jahrhunderten wird die Wasserkraft der Antweiler Mühle zur Energiegewinnung genutzt.
Die Wasserkraft gehörte seit dem Mittelalter den Herzögen von Arenberg.
Diese nutzten sie, um mittels der Wasserräder die Blasebälge der Schmelzöfen bei der Erzverhüttung anzutreiben und dadurch das Erz zum Schmelzen zu bringen.
Nachweislich seit 1686 wurde hiermit auch eine Mühle betrieben. Es waren zwei unterschlächtige Wasserräder, die die Mühlsteine der Mühle antrieben.

1892 kam die Mühle durch meinen Urgroßvater in den Besitz der Familie Gillig.

1912/13 wurden diese Wasserräder durch eine Francisturbine ersetzt. Dies bedeutete eine wesentlich effizientere Energiegewinnung und sie wurde dank der Weitsicht meines Großvaters Johann Gillig neben dem Mahlbetrieb auch zur Stromerzeugung für den Ort Antweiler genutzt, damals noch 220 Volt Gleichstrom. (Siehe auch Artikel: 100 Jahre Stromerzeugung in der Antweiler Mühle weiter unten).

Ab 1948, als man diese Konzession an das RWE abtrat, wurde der erzeugte Strom nur noch für den Eigenbedarf genutzt und natürlich die Mühle mit der Wasserkraft weiter betrieben.
1976 gab ich die Müllerei wegen der immer stärker werdenden Konkurrenz der Großmühlen auf und betrieb von da an nur noch den Handel mit Mehl, Getreide und Futtermittel.
Es stellte sich mir die Frage, ob ich die Wasserkraft und die Wasserrechte aufgeben, oder für weitere Generationen bewaren soll.
So entschloss ich mich zu einer Modernisierung der alten Turbine von 1912. Der Antrieb, bestehend aus einem alten Glockenrad mit Holzkammen wurde durch ein moderneres Winkelgetriebe ersetzt und ein neuer Generator erzeugte jetzt an Stelle von 220 Volt Gleichstrom, 380 Volt Kraftstrom.

(klicken Sie auf die Bilder, um diese zu vergrößern)

Dank des Einspeisungsgesetzes von 1974 konnte der erzeugte Strom nun ins öffentliche Netz des RWE eingespeist werden.
(Leider damals zu einem sehr niedrigen Preis, Nachts 3 Pfennig und Tags 5 Pfennig die kWh).

Mir klingt noch heute in den Ohren was der RWE Bedienstete, der die Anlage abnahm, zu mir sagte: “Junge das Geld, was du da investiert hast, siehst du nie mehr wieder.“

Aber es kam anders, durch die Ölkrise und ein Umdenken in der Energiepolitik stieg die Einspeisevergütung 1991 auf 13,84 Pfennig / kWh und bis 2014 auf 0,0767 € / kWh.
Nach der Novellierung des EEG (erneuerbaren Energiegesetztes) 2014 gab es den Anreiz, bei einer Leistungssteigerung um mindestens 10% bei bestehenden Anlagen die Einspeisevergütung auf 0,1252 € / kWh anzuheben.
Da sowieso eine Generalüberholung der über 100 Jahre laufenden Turbine anstand, entschloss ich mich zu einer größeren Umbaumaßname und habe diese alte Francisturbine durch eine moderne Kaplanturbine mit aufgebautem Permanentmagnet-Synchrongenerator ersetzt. Der Wirkungsgrad dieser neuen Turbine liegt bei ca. 96%. Somit konnten die erforderliche Leistungssteigerung von 10% mehr als erfüllt werden.
Diese elektronisch gesteuerte Kaplanturbine ist zurzeit die modernste Wasserkraftanlage an der Ahr, die der Stromerzeugung dient. Sie ist damit auch ein Beitrag zum Ziel des Kreises Ahrweiler, bis 2030 den Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.

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Mehrere Anlagen dieser Art wären sicherlich an der Ahr noch möglich, aber leider steht der Umbau und Abriss von Wehren, sowie die Schwierigkeiten eine Genehmigung für ein neues Wasserrecht zu bekommen im Widerspruch zum EEG Gesetz, was diese Leistungssteigerungen eigentlich doch befürwortet.
Es bleibt noch festzustellen: Um 1900 gab es über 90 Wehre an der Ahr und der Fluss war wegen seines Fischreichtums einschließlich Lachs weit über die Region bekannt.

Hier sollte ein Umdenken einsetzen, denn die Wasserkraft ist eine der umweltfreundlichsten Energiequellen und zudem ein Garant für die Grundlast, denn sie steht im Gegensatz zu anderen Energiequellen immer zur Verfügung.
Möge diese Wasserkraft Dank der Weitsicht meiner Vorfahren auch noch kommenden Generationen als Energiequelle erhalten bleiben.

Ewald Gillig

100 Jahre Stromerzeugung in der Antweiler Mühle

Die Geschichte der Antweiler Mühle geht auf das Jahr 1686 zurück. Sie gehörte damals mit dem Eisenverhütungswerk was hier stand den Herzögen von Arenberg. Noch heute heißt der Ortsteil, wo die Mühle steht, auf der Hütte.

Vorrausetzung zum Betrieb von Mühle und Eisenverhüttung war die Nutzung der Wasserkraft. Durch den Bau des Wehres aus Bruchsteinen ca. 200 m oberhalb der Mühle und dem Einbau von zwei unterschlächtigen Wasserrädern konnte die Wasserkraft genutzt werden. Für die damalige Zeit eine tolle technische Meisterleistung.

Laut alten Aufzeichnungen haben Korn- und Schneidemühle über ein Jahrhundert bis 1794 nebeneinander bestanden. Die Kornmühle kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Privatbesitz. 1892 kam die Mühle in den Besitz von Nikolaus Gillig, meine Urgroßvaters, der durch Vermittlung seines Bruders Johann Gillig, der Pastor in Antweiler war, die verwitwete Frau Romes geb. Kolb aus der Mühle heiratete.

1912 wurden die zwei Wasserräder durch eine Francisturbine ersetzt. Neben dem Betrieb der Mühle wurde jetzt auch 220 Volt Gleichstrom erzeugt und der Ort Antweiler mit Strom versorgt.
In der Schulchronik von damals wurde unter dem Datum 27. Oktober 1912 eingetragen: Mehr Licht! Antweiler steht im Zeichen des Fortschritts. Kann es sich doch rühmen, den meisten Eifeldörfern voraus, ein Elektrizitätswerk aufzuweisen, welches in den letzten Sommermonaten soweit gefördert worden ist, dass es am Sonntag, dem 27. Oktober, sein Licht in Häusern und Straßen leuchten lassen konnte. Das war ein gewaltiger Fortschritt für das kleine Eifeldorf. Man berücksichtige, dass z.B. Gerolstein und andere größere Ortschaften in der Umgebung erst um 1924 Strom erhielten.

Die Anlage erzeugte 220 Volt Gleichstrom, der in einem extra Raum dem Akkulumatorenraum in ca. 90 Glasbehältern gefüllt mit Bleiplatten und Säure (Gleichstrom-Lichtbatterien) gespeichert, dann gleichmäßig den ganzen Tag an die Abnehmer abgegeben werden konnte. Dadurch waren nun evt. notwendige Reparaturen und Wartungsarbeiten an der Turbine ohne Störung der Stromlieferung möglich.

Zusätzlich gab es noch einen 1 Zylinder Dieselmotor um im Winter bei starkem Frost, wenn die Turbine vereist war, den Mahlbetrieb und die Stromversorgung aufrecht zu erhalten.

Der erzeugte Strom, der damals für die Bürger sehr teuer war, wurde überwiegend für elektrisches Licht in Haus und Stall genutzt. Durch das Aufkommen von Elektrogeräte und Elektromotoren war die erzeugte Strommenge mit der Zeit zu wenig, und so wurde nach dem 2. Weltkrieg die Konzession an das RWE abgegeben. Von da an wurde die Turbine neben dem Mahlbetrieb nur zur privaten Stromerzeugung benutzt. 1976 wurde der Mahlbetrieb der Mühle eingestellt und der alte Glockenradantrieb der Turbine durch ein modernes Getriebe ersetzt. Gleichzeitig wurde der Gleichstromgenerator durcheinen Drehstrom-Asynchron-Generator ersetzt. Seitdem wird der erzeugte Strom ins öffentliche Netz des RWE eingespeist. (380 Volt Kraftstrom).

Zurzeit laufen Bestrebungen seitens des Kreises und der Behörden, die Wehre an der Ahr so umzubauen, dass die Nutzung der Wasserkraft, obwohl alte Wasserrechte noch bestehen, stark eingeschränkt wird. Eigentlich unverständlich im Zeitalter erneuerbarer Energien. Begründet wird diese Maßnahme mit der Wiederherstellung der ganzjährige Durchgängigkeit für die gesamte Gewässerfauna, insbesondere für die Wanderfische wie Lachs, Forelle, Äsche usw. Für mich unverständlich.

Um 1900 gab es über 90 Wehre an der Ahr und der Fischreichtum und die Artenvielfalt der Ahr war größer als heute. Es ist immerwieder ein besonderes Schauspiel, wenn Äschen im Frühjahr und Forellen im Herbst an der Wehranlage hoch schwimmen, um ihren Laich abzulegen und sich dann wieder vom Wasser abtreiben lassen. Zu dem werden Schmarotzer wie der Schwarzmeergründling und der amerikanische Flusskrebs daran gehindert, sich weiter zu verbreiten.

Mit dem Einbau einer Fischtreppe und der dadurch benötigten geringeren Mindestwassermenge würde der weiteren Nutzung der Wasserkraft Genüge getan. Durch den Umbau meiner Wehranlage, Kosten ca. 300.000,-- Euro und der geforderten höheren Mindestwassermenge stände die Turbine ca. 3 Monate im Jahr still.

Die mit viel Liebe restaurierte Mühle (sie ist die einzige vollfunktionsfähige, von Wasserkraft angetriebene Mühle an der Ahr) und das 2005 aus Eichenholz in Originalgröße nach alten Vorgaben nachgebaute Wasserrad ständen still.
Mühlenführungen für Schulklassen, Wandergruppen, Radfahrer usw. könnten in dieser Zeit nicht durchgeführt werden.

Zudem ist der aus Wasserkraft erzeugte Strom mit 7,67 Cent kWh der günstigste Strom aus erneuerbaren Energien.

Diese Turbine hat eine CO2 Ersparnis von jährlich 160 Tonnen. Dies entspricht der CO2 Absorbation von 30 ha voll ausgewachsenem Wald pro Jahr. Zudem hat die Wasserkraft als regenerativer Energieträger eine Sonderstellung, da sie Grundlastträger ist. Durch die gute und berechenbare Verfügbarkeit ist im Gegensatz zur Windkraft die Wasserkraft immer am Netz. Es bedarf somit keiner Vorhalteleistung aus fossilen Energieträgern.

Wir stehen durch die Energiewende an einem Wendepunkt, an dem eine verbesserte Nutzung der noch vorhandenen Wasserkraft und des noch ungenutzten Potenzials erfolgen muss.

Eine Minderung der Jahresproduktion von elektrischem Strom für ökologische Phantasien wäre absurd und kontraproduktiv.

Das zusätzliche Potenzial für die Stromerzeugung aus Wasserkraft ist beachtlich. Allein in Rheinland Pfalz sind konkret in Planung befindliche Projekte mit 37,8 Millionen kwh pro Jahr zusätzlich nutzbar. Aus diesem Grunde sollten die Wasserkräfte auch hier an der Ahr weiterhin erhalten bleiben, zumal sie auch für kommende Generationen eine hohe Wertigkeit darstellen werden.

Ewald Gillig